Ein einschneidendes Ereignis in Ziefen steht bevor. Ab Samstag 18. August 2012 bleibt die Türe der Ziefner Post an der Hauptstrasse 106, wo sie sich seit 1970 befand, für immer geschlossen. Bereits 2001 wurde im gleichen Gebäude die Ortskasse der Kantonalbank geschlossen und die Bank verschwand aus dem Dorf. Jetzt geht ein langes Kapitel Postgeschichte zu Ende: die Ziefner Poststelle wird nach 138 Jahren aufgehoben und verschwindet aus dem Dorfkern. Gleichzeitig verschwindet auch die noch letzte öffentliche Telefonkabine im Dorf, die sich bei der Post befand.
Im Genossenschaftsladen “Cheesi” an der Eienstrasse 34 wird neu ab Montag 20. August 2012 eine Postagentur geführt. Die Vorbereitungen für den Umbau sind im Gange. Eine solche ähnliche Lösung gab es schon einmal in den Anfängen des Postwesens im 19. Jahrhundert.
In der Begründung zur Schliessung der Poststelle heisst es: die Lebens-und Kundengewohnheiten hätten sich verändert, SMS, E-Mail und Internetbanking hätten die herkömmlichen Postdienstleistungen verdrängt. Immer weniger Briefe, Pakete und Einzahlungen seien über den klassischen Ziefner Postschalter gegangen. Die Poststelle war zuletzt noch täglich vier Stunden geöffnet (Samstag zwei Stunden) und wurde seit 2004 interimistisch von mehreren nicht im Dorf ansässigen Frauen betreut. Die neue Agentur werde attraktivere Öffnungszeiten und eine kundenfreundlichere Lösung bieten, wird in Aussicht gestellt.
Für die Dorfbevölkerung wird diese Umstellung zweifellos ein Abschied von herkömmlichen Gewohnheiten sein und man wird sich an diese neue Situation erst einmal gewöhnen müssen. Aber wie heisst es so schön: nur der Wandel sei beständig.
Es ist bei diesem Wechsel sicher angebracht, ein Blick zurück in die Ziefner Post-Geschichte zu werfen. Bei der Übernahme des kantonalen Postwesens durch den Bund auf den 1. Januar 1849 bestand in Ziefen eine Gemeindeablage, die auf eidgenössische Rechnung weiter geführt wurde. Ziefen wurde damals von Waldenburg aus durch den Boten Jakob Straumann, später durch Heinrich Tschopp jeweils am Dienstag, Donnerstag und Samstag in einem Rundgang bedient.
Auf den 1. Juli 1855 wurde eine eidg. Postablage mit täglicher Postzustellung eingerichtet. Von Ziefen aus gingen Boten nach Lupsingen und Arboldswil. Übrigens wurde zum gleichen Zeitpunkt auch der erste öffentliche Verkehr, der Pferde-Postkutschenbetrieb durchs Hintere Frenkental eingeführt. Die Postkutsche wurde dann genau nach 50 Jahren 1905 durch den Autobus abgelöst.
Bisher war die Ziefner Post immer an der Hauptstrasse: einmal im Unterdorf, dreimal im Mitteldorf und einmal im Oberdorf präsent. Bis 1881 befand sich das erste bescheidene Postbüro im ehemaligen Bäckerladen von Theophil Breitenstein-Tschopp im Unterdorf (Hausnummer 78). Dann bis 1895 im Mitteldorf bei der oberen Schmiede (bys Schmied Alberts, Hausnummer 126). Schliesslich bis 1947 im Mitteldorf im Ribigärtli 1.
1947 bis 1970 war das Postbüro in sehr knappen Platzverhältnissen im Oberdorf vis à vis der Säge (bys Mühli Emile, Hausnummer 146) untergebracht, bis am 27. April 1970 im Mitteldorf der damalige Neubau (ehemals bys Stockfriede, Hausnummer 106) bezogen werden konnte.
Als Posthalter seit 1874 lösten sich der Reihe nach ab: Anton Kleiber, Carl Müller-Bieder, Carl Müller-Lüdin, Werner Hertner-Walliser, Friedrich Rudin-Otth und Hans Rudolf Reber-Wüthrich.
Autor: Franz Stohler
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Alle Fotos Copyright © by Dominik Stohler, Ziefen.